Was ist eigentlich Digitalfunk?

Für die meisten von uns ist Digitaltechnik die „Technik der Nullen und Einsen“. Genauer beschrieben ist sie eine elektronische Schaltungstechnik, bei der nur Informationen mit zwei möglichen Werten verwendet werden (0 und l). Dazu werden analoge kontinuierliche Informationen in einem Wandler in digitale Signale zerlegt und wie bei einem Abzählverfahren verarbeitet. PMR-Funk und somit Walkie Talkies sind nicht digital. Aber lesen Sie mehr in unserem Walkie Talkie Test.

Vorteile der Digitaltechnik

Gegenüber der bisherigen analogen Technik bietet der Digitalfunk eine Vielzahl von Vorteilen und Möglichkeiten. Zu den wichtigsten zählen:

  • keine (Kanal-) Kapazitätsprobleme mehr
  • Schalten von (zahllosen) taktischen Gruppen möglich
  • hohe Sprachqualität, weil ein „digitales Mikrofon“ auf Sprache optimiert ist und Hintergrundgeräusche (z.B. Fußballstadion/Demo) „gedämpft“ werden
  • gleichzeitige   Übertragung von Sprache und Daten möglich
  • direkte Einzelverbindung mit anderen Funkteilnehmern und Teilnehmern im öffentlichen Netz   (Telefonverbindung) möglich
  • Fernsteuerung digitaler End­geräte möglich, so dass z.B. gestohlene oder verlorene Geräte per Fernsteuerung unbrauchbar gemacht werden können
  • längere Betriebszeiten (Akku hält länger)
  • kleinere Geräte
  • Abhörsicherheit, weil digitale Signale nur mit großem technischen Aufwand zu entschlüsseln sind und ergänzend dazu neue Schlüsseltechnologien entwickelt werden.

Digitale Funksysteme

Vor dem Aufbau eines digitalen Funksystems für alle BOS ist eine Systementscheidung sowie eine Entscheidung über die Netzträgerschaft zu treffen. Bei der Entscheidung für ein Netz sind drei technische Alternativen vorhanden:

  • GSM als öffentliches Mobilfunknetz ist weit verbreitet und hat sich technisch bewährt, ist jedoch bisher eher darauf ausgerichtet, dass zwei Teilnehmer miteinander kommunizieren als dass „einer spricht und viele hören“, wie es im BOS-Funk erforderlich ist
  • TETRA 25 ist ein offener Digitalfunk-Standard, bei dem es eine Vielzahl von Infrastruktur-Lieferanten und Endgeräte-Herstellern wie z.B. Nokia, Motorola und DeTeWe gibt
  • TETRAPOL wurde von der Firma MATRA für die französischen Sicherheitsbehörden entwickelt und wird von EADS vertrieben

Die Systeme sind nicht miteinander kompatibel. Verbindungen lassen sich, sofern die Netzstruktur für die Endgeräte vorhanden ist, nur über spezielle Schnittstellen organisieren. Technische Beschreibungen können bei Interesse im Internet nachgelesen werden, z.B. unter den folgenden Adressen:

Das neue System für die BOS soll nicht nur bundes­weit einheitlich sein, sondern sich auch in ein europaweites Sprech- und Datenfunksystem einfügen. Hierdurch soll der im Schengener Abkommen vorgesehene Ausgleich für den Fortfall der Grenzkontrollen geschaffen werden. In den Nachbarländern Deutschlands werden sowohl TETRA 25 als auch TETRAPOL eingesetzt.

GSM, TETRA 25 und TETRAPOL sind Bündelfunktechnologien. Bisher haben die einzelnen BOS jeweils eigene Funknetze und fest zugewiesene Funkkanäle. Die gleichzeitige Kommunikation mehrerer Teilnehmer eines Funknetzes ist ebenso wenig möglich wie die Verbindung zwischen verschiedenen BOS (z.B. Polizei und Feuerwehr) ohne Beteiligung der Leitstellen. Beim Bündelfunk stehen die Funkkanäle allen Teilnehmern zur Verfügung und werden nach Bedarf automatisch zugewiesen. Außerdem können verschiedene Gruppen zusammengeschaltet werden, so dass eine direkte Kommunikation zwischen den Teilnehmern möglich ist. Hierdurch wird eine flexible Einsatzsteuerung ermöglicht.